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Das Hörspiel in der DDR – ein Feature vom Schweizer Radio

by - 27. April 2010

Das Schweizer Radio hat letztes Jahr eine Reihe zum Hörspiel in der DDR gesendet und dazu ein einführendes, natürlich aber die Ideologie-entlarvendes Feature produziert. Dieses Feature mit sehr tollen Hörspielausschnitten kann man hier streamen und downloaden.

Ich fand das Feature sehr schön und sehr professionell gemacht und fand es besonders schön, welche tiefen Einblicke in die manipulierte, zensierte Alltagswelt des DDR-Hörspiels gezeigt wurden. Und dennoch produzierte man an der Zensur vorbei und der Hörer musste „zwischen den Zeilen hören“.

Schade, dass die ganzen Hörspiele jetzt alle unter Verschluss sind und nur manchmal wieder gesendet werden. Der DRS hat leider auch nur 4 oder 5-minütige Hörproben im Angebot. Dankenswerterweise hat sich jemand aber die Mühe gemacht und einige Sendetermine im Rundfunk aufgeschrieben. Auf der dortigen Website DDR-Hörspiele.net sind sogar 674 Tonträger der über 884 DDR-Hörspiele aufgelistet. Schön, dass die Erinnerung daran nie ganz verblassen wird.

One Comment
  1. würfelaturderkugel permalink

    Ich glaube, hier ist einiges durcheinander geraten – aber schon beim DRS…

    DDR-Hörspiele.net verzeichnet KEINE Rundfunkproduktionen (nur solche die gerade „on air“ gehen oder sind) – Eterna/Litera repräsentiert einen ganz anderen (Problem)hintergrund bei Hörspielproduktionen. Rein technisch/künstlerisch besteht kein Zwang zur Differenzierung. Manche Rundfunkproduktionen der DDR lassen m.E. im gleichen Genre sogar viele Schallplattenproduktionen weit hinter sich. Aber das liegt wohl nicht zuletzt am viel stärkeren „Reinregieren“ bei der Platte, welches auf der o.g. Website auch erwähnt ist. So war das Rundfunkrepertoire Hörspiel aus meiner Sicht z.T. viel spannender als das der Pressungen.

    Will man für das DRS-Thema „Rundfunk“ Listen sehen, gibt es die m.E. nur bei
    http://www.ddr-hoerspiele.de/Titel.html hilfreich sauber zusammgegetragen, oder über http://www.hoerdat.in-berlin.de/ (Stichwort „DDR“ im Produktion-Feld). Dort muss aber mit Zielkategorien kombiniert werden, da der Auswurf auf 150 Titel begrenzt ist. Die 884 stellen wohl nur Originalproduktionen i.e.S. dar, muss aber das Feature selbst erst einmal hören.

    Wer über die o.g. Listen „sein“ (Rundfunk!)-Hörspiel sucht/gefunden hat, kann sich direkt ans Rundfunkarchiv (DRA) in Babelsberg wenden, dann ist dort der Rechercheaufwand (… media GmbH) Null, und digitale Kopien können für den privaten Gebrauch hergestellt/erworben werden (m.E. etwas teurer als normale Hörbuchpreise, aber die Gefahr, an „Billigramsch-vorlese-pseudohörspiele“ zu geraten ist eben auch Null).

    Das ändert nichts an den eigentlichen Bergen von sehr guten Produktionen, die sehr spärlich aus dem DRA in die Rundfunkanstalten tropfen und z.T. im Bereich Literatur und Theater sogar Autoren des Auslands repräsentieren, welche mit großem Dödeldö durch deutsche Verlage erst nach der Wende „entdeckt“ wurden. Die Schwemme von „vorgelesenen Büchern“ und handwerklich mittelmäßigen Hörspielproduktionen macht es aber auch sicher nicht leicht, qualitativ hochwertiges Hörspiel auf dem Tonträgermarkt zu platzieren, wenn man das erwarten würde. Selbst das Feuilleton von FAZ und SZ war z.B. im Sonderfall von Hans Falladas „Jeder stirbt für sich allein“ (Sommer 2011) wohl vor lauter Reizüberflutung durch die erweiterte Ausgabe des Buches nicht mehr in der Lage Hörspiel von Buchvorlesung grundlegend zu unterscheiden. Grusel, Grusel… Dass die Hörspiel-Produktion der DAV-Pressung von 2011 aus der DDR (1986/87) stammt, hat die hoch bezahlte Gilde nicht einmal bemerkt, sonst hätte die Frage nach der Bearbeitungsvorlage des Hörspielautors ja wohl prompt kommen müssen… Na ja, zum Glück gibt es noch Deutschlehrer an Schulen, die den Unterschied kennen. Dass lässt für die Zukunft hoffen, wenn die Schüler nicht FAZ oder SZ lesen… 🙂

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